PROJEKT PARTITURFILM
Entwicklung seit 1992, Theodor Körner Preis 1994


„1994 erhielt ich für mein damals noch recht junges ,Projekt Partiturfil‘ den Theodor Körner Preis für Wissenschaft und Kunst. Mein Projekt war einerseits als Angebot an zeitgenössische Komponisten konzipiert, die ihre Musik als ,absolute Musik‘ verstanden und im Grunde keiner Visualisierung bedurften, aber vielleicht dennoch in den visuellen Medien präsent werden wollten: Im Zentrum stand die Verfilmung ihrer Autographe als Animationsfilme – jegliche zusätzlichen visuellen Elemente sollten nur mit ihrer Zustimmung eingeführt werden.

Daß dieser Ansatz andererseits im Ergebnis auch didaktische Qualitäten hatte, war schon bei der Konzeption absehbar: Die Idee stammte zu einem gewissen Anteil auch aus den Vorlesungen während meines Musikstudiums, wo die Projektion von Dias der Partituren zur Musik ein gängiges Unterrichtsmittel war. Da die Animation der Musik von Note zu Note folgen kann und auch dank der künstlerisch-musikalischen Analyse der Musik, auf der das Drehbuch aufbaut, wird speziell auch zeitgenössische Musik und ihre oft ganz individuelle Notationsweise selbst einem Laien unmittelbar nähergebracht.

Seit dem ersten realisierten und sehr erfolgreichen Beispiel (ZAUBERSPRÜCHE, basierend auf dem gleichnamigen Werk und dessen Autograph in graphischer Notation von Heinz Kratochwil), bin ich laufend auf der Suche nach geeigneten Partituren. Es erwies sich als nicht einfach, geeignete Grundlagen zu finden. Neben dem Einsatz des Projekt Partiturfilm für die Musikwissenschaft (u.a. 2 CD-Roms für die Musikuniversität Wien: „Heinrich Schenker. Leben – Schüler – Wirkung”, Böhlau 2006 und „Haydns Volck's Lied: Gott erhalte”, Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie, 2009) stehen künstlerisch zwei neue Produktionen im Zentrum:

Als verspielte Variante ein Animationsfilm (Umsetzungsstand: Drehbuch, sämtliche Bilder und Objekte) zum KARNEVAL DER TIERE von Camille Saint-Saëns sowie als Weiterentwicklung der Idee des Projekt Partiturfilm ein interaktiver Partiturfilm, basierend auf dem Klangspiel 7x7 von Karlheinz Essl (KLANGGÄRTEN, Umsetzungsstand: abgeschlossen, eine Variante, die nur auf der Partitur beruht ist online zu spielen, die visualisierte Variante linear als Kurzfilm).”


Weitere Texte und Informationen sind u.a. auf folgenden Seiten zu finden:

ZAUBERSPRÜCHE
KLANGGÄRTEN
KARNEVAL DER TIERE
MOZARTSPIEL NAMADEUS

Kostprobe: Visualisierung eines musikanalytischen Vortrags:
www.musikspiele.at - Animationsfilme


Interaktive Medien: Aufbruchsstimmung für die Musikvermittlung und -Didaktik

Die große Aufbruchsstimmung durch die interaktiven Medien für die Musikvermittlung hatte mit der Möglichkeit zu Tun, hier Bewegtbild, Bild, Ton und Informationen so miteinander zu verknüpfen, dass sie sich durch die Aktivität des Interessierten unmittelbar erschließen ließen, ohne dass etwa Fertigkeiten auf einem Instrument absolute Voraussetzung waren. Bei der konkreten Entwicklung im Laufe der darauffolgenden Jahre stellte sich heraus, dass hier jedoch neue Fertigkeiten im Umgang mit den Neuen Medien ins Spiel kamen, die berücksichtigt werden mussten, um erfolgreiche Anwendungen zu entwickeln.

Die verspielten „Virtuellen Klangskulpturen 2000“ standen ganz am Anfang meiner Auseinandersetzung mit den interaktiven Medien und verknüpfen auf unbeschwerte Weise Animationen mit Klangereignissen, die durch Überfahren von Bildelementen mit der Maus ausgelöst werden. Während dies ganz einfache Klang-Spiele waren, auf einen Screen beschränkt, verknüpfte ich etwa 10 Jahre später mit dem Projekt KLANGGÄRTEN diese Idee mit einer Dramaturgie anhand des nonlinearen Klangspiels 7x7 von Karlheinz Essl. Dieses Projekt kombiniert die interaktive Idee mit meinem „Projekt Partiturfilm“, dessen realisiertes Beispiel ZAUBERSPRÜCHE, basierend auf einer Komposition von Heinz Kratochwil, noch analog mit 16mm Film realisiert wurde. Das „Projekt Partiturfilm“ war explizit als Musikvermittlungsprojekt entwickelt worden, um der Zeitgenössischen Musik einen Weg zu den visuellen Medien zu eröffnen, der sich der Musik unterordnete. Es wurde mit den Theodor Körner-Preis für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet.

Iby-Jolande Varga 2012/2021




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